Für Berliner Wohnhäuser des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden aufgesattelte Podesttreppen zu einem Markenzeichen. Vielfältig in der Ausführung und Ausstattung erfreuten sich diese Treppen in sehr ähnlich angelegten Grundrissen sehr großer Beliebtheit. Aufgrund baupolizeilicher Festlegungen, mussten diese Holztreppen im Zuge des Brandschutzes auf der Unterseite verputzt werden. Also schufen Architekten und Handwerker eine Konstruktion aus sehr stark dimensionierten, aufgesattelten Wangen und einer dazwischen liegenden Verkleidung aus Schalung, Schilfrohrmatten und Kalkputz, die den Anforderungen des Brandschutzes genügte. Die Wangen wurden aufgrund der Dicke von mindestens 70 mm von der Verkleidung ausgespart, da schon damals der Verkohlungseffekt von Holz bekannt war. Für die Gestaltung der Treppenhäuser war die verputzte Unterseite kein Nachteil. Diese Fläche wirkt wie ein eingerahmtes Bild und ließ sehr viel gestalterischen Spielraum für Farben, Verzierungen oder Stuckelemente.
Das Berliner System erhielt seinen Namen aufgrund der sehr starken Verbreitung in sehr kurzer Zeit über das gesamte Stadtgebiet. Noch heute lassen sich Treppenhäuser nach dieser Bauweise an jeder Ecke bewundern.
Beispiel einer Treppenanlage nach dem Berliner System.