Treppen sind immer auch ein Zeugnis ihrer Zeit und Besitzer. Und so veraten extravagante Treppenantritte dem Besucher immer auch etwas über die Geschichte des Gebäudes und seiner Bewohner. Bekannt und relativ häufig sind Löwen oder Delphine am Treppenantritt, wie wir in einem Blogbetrag bereits berichtet haben. Seltener und deshalb spektakulärer sind die Exoten. Und das ist sprichtwörtlich zu verstehen. Ein Beispiel ist der Leguan im Senckenberg-Museum in Görlitz. Der Leguan paßt perfekt zum Naturkundemuseum, dessen Gründer Johann Christian Seckenberg als Arzt und Naturforscher im 18. Jahrhundert die Welt bereiste und immer neue Funde aus Flora und Fauna untersuchte.
Ein weiteres Beispiel zu der Nähe von Architektur und Wissenschaft läßt sich an dem Schlangenkopf-Handlauf eines Universitätsgebäude ablesen. Dabei kann das echte Aussehen beim ersten Besuch schon erschrecken, da das Tier ja auch einem Labor entwischt sein könnte. Aber auch hier zeigten die Architekten ein feines Gespür für Details.
Auch der Treppenantritt unseres Titelbildes ist nicht ohne Grund so gewählt. Als Zugang zu einer Kirche symbolisiert er die Werte der Kirche – Schutzraum zu sein und jedem ein Dach über dem Kopf zu bieten. Auch die Geländerfüllung greifen das Thema wieder, indem der obere Anschluß einer Bischopfsmütze nachempfunden ist.
Leider sind dies Art der Personalisierung etwas aus der Mode geraten. Standard-Lösungen aus dem Katalog dominieren die meisten Treppen. Es wäre wünschenswert, wenn wieder mehr Bauherrinnen und Bauherren Mut zu einer persönliches Note finden würden. Ganz egal was die Passion oder der Beruf der Besitzer ist, mit einem extravaganten Treppenantritt läßt sich das wunderbar zum Ausdruck bringen.
Für Berliner Wohnhäuser des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden aufgesattelte Podesttreppen zu einem Markenzeichen. Vielfältig in der Ausführung und Ausstattung erfreuten sich diese Treppen in sehr ähnlich angelegten Grundrissen sehr großer Beliebtheit. Aufgrund baupolizeilicher Festlegungen, mussten diese Holztreppen im Zuge des Brandschutzes auf der Unterseite verputzt werden. Also schufen Architekten und Handwerker eine Konstruktion aus sehr stark dimensionierten, aufgesattelten Wangen und einer dazwischen liegenden Verkleidung aus Schalung, Schilfrohrmatten und Kalkputz, die den Anforderungen des Brandschutzes genügte. Die Wangen wurden aufgrund der Dicke von mindestens 70 mm von der Verkleidung ausgespart, da schon damals der Verkohlungseffekt von Holz bekannt war. Für die Gestaltung der Treppenhäuser war die verputzte Unterseite kein Nachteil. Diese Fläche wirkt wie ein eingerahmtes Bild und ließ sehr viel gestalterischen Spielraum für Farben, Verzierungen oder Stuckelemente.
Das Berliner System erhielt seinen Namen aufgrund der sehr starken Verbreitung in sehr kurzer Zeit über das gesamte Stadtgebiet. Noch heute lassen sich Treppenhäuser nach dieser Bauweise an jeder Ecke bewundern.
Beispiel einer Treppenanlage nach dem Berliner System.
Wer auf der Suche nach einer neuen Treppe ist, bemüht zu mehr als 95% das Internet. Je nachdem welche Suchbegriffe eingegeben werden, erscheinen tausende von Ergebnissen. Die entscheidende Frage aber bleibt dadurch immer noch ungelöst.
Wie bekomme ich als Kunde oder Planer ein qualifiziertes Treppenangebot?
Die Frage läßt sich nicht ganz eindeutig beantworten und wir haben auch keine Garantie, wie der von Ihnen gewählte Treppenbauer am schnellsten mit Ihnen Kontakt aufnimmt. Was wir aber aus der eigenen Arbeit wissen, je qualifizierter der Anfrage – je qualifizierter und schneller das Angebot oder die Information.
Hier einige Beispiel, wie sie jeden Tag bei irgendeinem Treppenbauer landen.
»Guten Tag
Ich bräuchte so eine ähnliche Treppe wie auf den Bildern was kostet sowas ungefähr ?
»Sehr geehrte Damen und Herren,
wir planen derzeitig unser Neubauprojekt und suchen noch eine passende Treppe.
Wir stellen uns eine gerade, offene Wangentreppe vor.
»Sehr geehrte Damen und Herren,
für unseren Neubau benötigen wir zwei Treppen (Keller-EG; EG-OG).
– Halbgewendelt
– Farbrichtung, wenn möglich anthrazit, weiß, grau
Können Sie uns diese anbieten?
Diese Art von Anfragen können zu keinem qualifizierten Angebot führen. Es fehlen die grundlegendsten Angaben, die eine Weiterbearbeitung und Bewertung unmöglich machen. Hier einige Tipps:
Punkt 1 – Name, Adresse, Telefonnummer
Auch wir Treppenbauer wollen wissen mit wem wir es zu tun haben. Also bitten nennen Sie Ihren vollständigen Namen, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer. Weiterhin gehört dazu, wo das Bauvorhaben entsteht. Es ist für die Kalkulation nicht egal, ob sie in Stuttgart, Bremen oder Berlin bauen und auch nicht, in welcher Etage die Treppe montiert werden soll. Nachvollziehbar bedeutet die Montage zwischen Etage 5 und 6 einen größeren Aufwand als zwischen Keller- und Erdgeschoß
Punkt 2 – Pläne, Foto, Dokumente
Grundrisspläne, Schnitte, Bilder oder andere Dokumente helfen uns Treppenbauern ihr Projekt zu verstehen. Nur mit solchen Unterlagen können wir ein umfassendes Angebot erstellen, was zum Beispiel Deckenblenden, Brüstungsgeländer oder auch die geplante Stufenanzahl mit einschließt. Ausführliche Planunterlagen geben uns auch die Möglichkeit auf Kollisionspunkte mit anderen Gewerken hinzuweisen oder konstruktive Ideen für die optimale Gestaltung und Ausführung mit einfließen zu lassen.
Punkt 3 – Ihre Wunschtreppe
Sehr hilfreich für die Einschätzung, ob das Treppenbauunternehmen oder der Handwerker die Wunschtreppe herstellen oder liefern kann, sind Bilder. Pinterest und Co bieten unzählige Designvorlagen, die es auch dem Laien ermöglichen seine Wünsche zu visualisieren. Klare Aussagen sparen Zeit und Mühe auf beiden Seiten.
Punkt 4 – Ausführungszeiten und Budgets
Besonders, wenn der Kalender Feiertage wie Weihnachten, Ostern usw. bereit hält, geraten die meisten Bauherren ist eine Art Rauschzustand. Ausführungszeiten müssen realistisch sein, um eine Planung und Fertigung qualitätsgerecht umsetzen zu können. Aussagen wie “..wir wollen in drei Wochen ins neue Haus einziehen und brauchen noch eine Treppe…” sind leider selten realistisch. Involvieren Sie den Treppenbauer Ihrer Wahl so früh wie möglich in das Projekt. So können Doppelarbeiten oder Bauverzögerungen vermieden werden. Außerdem kann der Treppenbauer seine Arbeit seinerseits besser planen und eine fristgerechte Ausführung ist dadurch wesentlich wahrscheinlicher.
Die sorgfältige Planung des Budget sollte ebenfalls selbstverständlich sein. Nicht immer passen Wunschtreppe und geplantes Budget zusammen. Um so hilfreicher für die Angebotserstellung sind Informationen was sie für die Treppen ausgeben wollen oder können.
Angebote stellen einen Wert dar und sollten auch so betrachtet werden. Auch wenn sie in den meisten Fällen kostenlos erstellt werden, hat sich der Treppenbauer intensiv Gedanken zu ihrem Projekt gemacht, um die beste Lösung anbieten zu können. Je nach Umfang kommen so schnell mehrere hundert Euro zusammen. Schon aus Gründen des Respekt verbietet es sich eigentlich von selber mit den Angeboten und /oder Zeichnungen von Kollegen “hausieren” zu gehen. Des Weiteren sollte es selbstverständlich sein, ein Feedback zu dem ausgearbeiteten Angebot zu geben.
Nehmen sie sich die Zeit und prüfen sie den Treppenbauer anhand seiner Referenzen, ob dieser für ihr Projekt in Frage kommt. Erst dann senden sie ihre Anfrage. Qualitativ hochwertige Angebote kosten Geld und Zeit, aber letztlich gewinnen Kunde*Innen und Handwerker*Innen gleichermaßen.