Modell einer Spindeltreppe von 1873


 

Die richtige Planung einer Handwerksarbeit gehört schon immer zu den Aufgaben angehender Gesellen und Meister. Dies gilt umso mehr, wenn es um das eigene Gesellen- oder Meisterstück geht. Diese Modelle sind genauso unverkäuflich, wie die Gesellen- oder Meisterstücke selbst. Zu viel Herzblut, Schweiß, Zeit und Nerven werden darin investiert, als dass ein marktgerechter Preis dies widerspiegeln könnte.

Durch glückliche Umstände sind wir in den Besitz eines Spindeltreppenmodells von 1873 gelangt. Das Modell zeigt das Gesellenstück von Zimmerer Ernst Trigloff, das er im Juni 1873 den Prüfern im brandenburgischen Wusterhausen / Dosse vorgestellt hat. Wenn man bedenkt, dass es fast 150 Jahre alt ist, erstaunt es umso mehr, in welchen Zustand es bis heute erhalten geblieben ist. Die Verbindungen sind in einem einwandfreien Zustand. Nur der obere Teil wurde irgendwann mal erneuert. Dass Ernst Trigloff die Prüfung als Zimmerer geschafft hat beweist der Umstand, dass er Jahre später die Meisterprüfung abgelegt hat.

Über Generationen betrieben die Trigloffs in Wusterhausen eine Sägemühle und eine Zimmerei. Ein Geschäftsmodell, was in der Kombination sehr häufig betrieben wurde.

Der Treppenbau wurde vor 150 Jahren nahezu ausschließlich von Zimmerleuten ausgeführt. Dies war zum einem in den Kenntnissen der Baustatik und zum anderen in der Ausführung der Treppen begründet. Die Herstellung war für heutige Ansprüche eher rustikal, Einstemmungen wurden von Hand mit einem Stemmeisen vorgenommen, Verbindungen waren gezapft und genagelt. Die Oberflächen waren gehobelt und wurden von einem Maler meistens dick mit einer deckenden Farbe gestrichen. Der Übergang des Treppenbaus von den Zimmerleuten zu den Tischlern geschah erst vor 50-60 Jahren, als die Kunden immer filigranere Ausführungen und transparente Lackierungen verlangten.