Treppen sind das am längsten nutzbare Bauteil eines Hauses, wenn man mal von Decken und Wänden absieht. Und so kann es natürlich auch mal zu Schäden kommen, deren Austausch nicht unbedingt gleich bewerkstelligt werden kann. Auch aus Kostengründen kann einen „Notreparatur“ erst einmal die beste Wahl sein.
So oder ähnlich muss es sich auch bei einem Haus in Berlin-Kreuzberg zugetragen haben, deren Krümmlinge mit einem Stahlkorsett auf unkonventionelle Art und Weise abgestützt wurden. Die Verbindungen zwischen Krümmling und den Treppenwangen sind aus unbekannten Gründen gebrochen, die Wangen sind teilweise eingerissen und ausgesplittert. Ein an sich schon sehr beträchtlicher Schaden, da natürlich auch die Statik an diesen Stellen nicht mehr gegeben ist. Läßt man einen solchen Schaden „unbehandelt“, sind weitere Schäden bis hin zum Einsturz der Treppe möglich.
Der Besitzer entschied sich vermutlich erstmal für eine schnelle, unkomplizierte „Notreparatur“. Flachstahlstreifen wurden vor Ort in Form des Krümmlings gebogen oder geschmiedet und dann mit den Wangen und Krümmlingen verschraubt. Innen und außen, teilweile über Kreuz, stützen sie wie ein Gipsverband die Lichtwange und tragen so die Eigen- und Verkehrslast der Treppe. Bei genauem Blick fällt auf, dass die Zierornamente und Profilleisten im Bereich der Reparatur erstmal dran glauben mußten, bevor die Flacheisen montiert werden konnten.
Und wie so oft im Leben, hält ein Provisorium immer länger als gedacht. Eigentlich hätte man die Schäden spätestens bei der nächsten Treppenhausrenovierung beseitigen und den Originalzustand wieder herstellen können. Stattdessen entschied man sich für einen neuen flächendeckenden braunen Anstrich, der die Details wunderschön kaschiert. Als Ästhet und Treppenspezialist würde ich eine Instandsetzung empfehlen, die dem Original entspricht. Zum einen sieht es deutlich besser aus, wenn die Zierelemente und Profilleisten wieder vollständig sind und zum anderen sollte Schäden dieses Ausmaßes in jedem Fall korrigiert werden.